17. April 2025
#SpotlightOnEdTechs
Innovation in der digitalen Bildungslandschaft

„Digitale Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe an einer digitalen Welt“, kommentiert unser Geschäftsführer Matthias Graf von Kielmansegg die Relevanz von EdTechs für die deutsche Bildungslandschaft. „EdTechs können wie kaum andere Innovationen im Bildungsbereich, vor allem im Bereich der digitalen Bildung, vorantreiben.“
Aber was genau sind eigentlich EdTechs?
Diese Frage wollen wir in den kommenden Wochen beantworten, indem wir in die Welt von Start-Ups eintauchen, die sich – genau wie wir bei der Vodafone Stiftung Deutschland – mit digitaler Bildung auseinandersetzen und eine besondere Leidenschaft für Bildung und Innovationen im Bildungssektor haben.
Mit unserer Beitragsserie #SpotlightOnEdTechs stellen wir ausgewählte Jungunternehmen vor, die sich für die Förderung von Innovation im deutschen Bildungssystem einsetzen.
Wir möchten aufzeigen, welche positiven Einflüsse diese Unternehmen auf das Bildungswesen in Deutschland haben können. Dabei hat jeder der Ansätze das Potenzial, die Bildung in Deutschland nachhaltig zu verbessern und zu bereichern.
Also: Vorhang auf und #Spotlight an!
Heute stellen wir InklusionDigital vor:

Stellt euch bitte in drei Sätzen vor! Welche Bildungsbereiche oder Lernziele spricht euer Unternehmen an?
SPLINT ist eine digitale App zur individuellen Förderplanung, die speziell für den schulischen Kontext entwickelt wurde. Unser Ziel ist es, die Förderung von Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf zu vereinfachen und zu verbessern – über Schulformen hinweg. SPLINT richtet sich an Lehrkräfte, Sonderpädagog:innen und pädagogisches Personal, die Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg individuell begleiten wollen.
Was motiviert euch und in welcher Entwicklungsphase befindet sich euer EdTech momentan?
Ich (Friedo Scharf, Co-Gründer) bin selbst Sonderpädagoge und habe eine Lösung für mein Problem gesucht, dass die Förderpläne einfach zu selten tatsächlich die Grundlage für die individuelle Unterstützung der Schüler:innen mit einem sonderpädagogischem Förderbedarf sind. Unsere Motivation ist es, mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem zu schaffen und Lehrkräfte bei ihrer täglichen Arbeit spürbar zu entlasten. Aktuell sind wir in einer Phase der Skalierung: SPLINT wird bereits in vielen Bundesländern eingesetzt und wurde z. B. in Niedersachsen landesweit lizenziert. Gleichzeitig entwickeln wir die App kontinuierlich weiter – mit Fokus auf Benutzerfreundlichkeit, Barrierefreiheit und datenbasierter Qualitätssicherung.
Welche Veränderung oder Verbesserung in der Bildungslandschaft möchtet ihr mit eurer Lösung bewirken?
Wir wollen Förderplanung und Inklusion in den Schulalltag integrieren – nicht als Zusatzaufgabe, sondern als selbstverständlichen Bestandteil von Unterricht. Unsere Vision: Förderpläne, die wirklich genutzt werden, Schüler:innen, deren Bedarfe im Team erkannt und unterstützt werden, und Lehrkräfte, die mehr Zeit für pädagogische Arbeit haben. Dabei ist es unser Ziel die sinnvolle Bürokratie beizubehalten, aber das Pflegen dieser stark zu vereinfachen. Bürokratie ist sinnvoll, wenn sie für Transparenz und Chancengerechtigkeit sorgt. Dann brauchen wir sie, aber gleichzeitig möchte ich als Lehrer nicht abwägen, ob ich mich für die Pflege der Formulare oder die Förderung meiner Schüler:innen entscheiden will.
Wir vereinfachen deshalb den bürokratischen Akt und lösen damit das Dilemma auf. Die Dokumentation steht der konkreten Arbeit mit den Schüler:innen bei Nutzung von SPLINT nicht mehr im Weg.
Welche Vorteile bietet eure Lösung im Vergleich zu traditionellen Bildungsmethoden? Welchen neuen Ansatz verfolgt ihr?
SPLINT reduziert den Dokumentationsaufwand erheblich, fördert kollaboratives Arbeiten im Kollegium, bietet wissenschaftlich fundierte Formulierungshilfen für Förderpläne und sorgt alltags-immanent dafür, dass positiver von Schüler:innen gesprochen wird und Lehrkräfte mit mehr Selbstsicherheit an ihre Arbeit herangehen. Unser Ansatz: Digitale, intuitive Tools, die einfach in den Schulalltag integriert werden können und Lehrkräften helfen, individuelle Lernausgangslagen differenziert zu erkennen und systematisch zu begleiten.
Das Gründer-Team hinter InklusionDigital:

Wie unterstützt ihr die Personalisierung des Lernens und die Anpassung an individuelle Bedürfnisse oder Lernstile?
Durch strukturierte Beobachtungsbögen und individuell anpassbare Fördermaßnahmen ermöglicht SPLINT eine passgenaue Förderung. Lehrkräfte können Schüler:innen ganzheitlich einschätzen und passende pädagogische Maßnahmen auswählen, um Lernprozesse optimal zu gestalten.
Wie können Bildungseinrichtungen konkret von eurer Anwendung profitieren, um Herausforderungen und Aufgaben besser zu lösen?
SPLINT fördert die Teamarbeit, macht individuelle Förderprozesse transparent und spart wertvolle Zeit. Schulen profitieren durch klare Förderstrukturen, vereinfachte Kommunikation im Team und einer fundierten Entscheidungsbasis im Umgang mit Unterstützungsbedarfen.
Zusätzlich gibt es oft Vorgaben, dass sich Schulen einheitliche Formularvorlagen erarbeiten sollen und diese für die Dokumentation der Lernentwicklung nutzen sollen. Diese Vorgaben gibt es für die sonderpädagogische Förderplanung aber auch für die Erteilung von Nachteilsausgleichen oder bspw. in Niedersachsen für die Dokumentation der individuellen Lernentwicklung aller Schüler:innen. Das Verfahren heißt dort ILE. Hier bieten wir den Schulen einheitliche Lösungen, die auf die Ansprüche ihrer Verwaltungsvorschriften angepasst sind und die sie einfach aus SPLINT heraus exportieren können. Schulen können sich dann den ganzen Entwicklungsprozess sparen und bekommen die Lösungen gleich digital in die Schule. Das reduziert gleichzeitig noch den Arbeitsaufwand für das Zusammentragen der Einschätzungen.
Wie seht ihr die Rolle von Technologie bei der Transformation des Lernens und der Bildung?
Technologie sollte Lehrkräfte nicht ersetzen, sondern stärken. Sie kann Barrieren abbauen, Prozesse vereinfachen und dazu beitragen, dass Kinder in ihrer Individualität wahrgenommen und gefördert werden – SPLINT ist dafür ein gutes Beispiel.
Welche Herausforderungen seht ihr aktuell in der EdTech-Branche und wie geht ihr damit um?
Eine große Herausforderung ist die mangelnde digitale Infrastruktur an vielen Schulen und eine gewisse Skepsis gegenüber digitalen Lösungen. Wir setzen auf niedrigschwellige Nutzung, gezielte Schulungen und enge Begleitung der Schulen, um Vertrauen aufzubauen und nachhaltige Integration zu ermöglichen. Trotzdem wünschen wir uns eine wachsende Offenheit bei Entscheider:innen in der Verwaltungsebene, gegenüber Wirtschaftskooperationen.
Wirtschaftskooperationen gab es im Bildungsbereich immer schon und sie sind bis heute selbstverständlich, wenn es zum Beispiel um Schulbücher geht. Digitalem gegenüber steht oft der Vorwurf im Raum, dass die Unternehmen ja nur Geld machen wollen würden… Dabei haben wir es in der Ed-Tech Branche größtenteils mit Idealisten zu tun, die einen Beitrag leisten wollen, den die Verwaltung oft selbst nicht leisten kann, weil sie eben andere Qualitäten hat.
Wir haben Glück und wurden schon in mehrere größere Kooperationsprojekte mit Schulverwaltungen, Landesinstituten und auch Universitäten eingeladen und hoffen einen Beitrag zu einer wachsenden Offenheit leisten zu können, aber es braucht doch immer noch viel Vorleistung, um Vertrauen aufzubauen.
Welche Unterstützung oder Ressourcen würden helfen, eure EdTech-Lösung weiterzuentwickeln und einen größeren Einfluss zu erzielen?
Eine engere Kooperation mit Bildungsministerien, langfristige Förderprogramme und offene Schnittstellen für die Anbindung an Schulverwaltungssoftware wären große Hebel. Auch die systematische Einbindung von Feedback aus der Praxis hilft uns, SPLINT zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft? Gibt es neue Funktionen oder Projekte, auf die wir gespannt sein können?
Ja! Wir arbeiten aktuell an neuen Features zur Lernstandserhebung und an Schnittstellen zu externen Diagnostiktools. Außerdem möchten wir die Eltern in den Austausch zur Förderung ihrer Kinder stärker einbeziehen und in Zukunft stellen wir uns vor auch in andere pädagogische Bereiche hineinzuwachsen.
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die Vodafone Stiftung setzt sich für gute Bildung in einer zunehmend digitalen Welt ein, die auf die individuellen Talente und Fähigkeiten der Schüler:innen eingeht und Lehrkräfte für einen digitalen Unterricht befähigt. Die Stiftung engagiert sich für die Vermittlung von 21st Century Skills und eine bessere Nutzung der digitalen Chancen, um Lehren und Lernen auf eine neue Stufe zu heben und mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Dazu unterstützen wir die innovativen Kräfte im Bildungswesen und arbeiten konstruktiv an strukturellen Reformen des Bildungssystems mit.www.vodafone-stiftung.de