18. August 2020

Die Krise als Brennglas?

Mütter übernehmen den Großteil der Kinderbetreuung während der Schulschließungen

Eine Elternbefragung der Vodafone Stiftung während der Schulschließungen hat unter anderem gezeigt, dass der Familienalltag in Zeiten der Schulschließungen von alten Rollenmustern geprägt ist: Frauen übernehmen in der Krisenzeit den Großteil der Betreuung schulpflichtiger Kinder – und das unabhängig von ihrem eigenen oder dem Beschäftigungsverhältnis ihres Partners. Ein Bewusstsein für die ungleiche Aufteilung der Kinderbetreuung kann bei männlichen Befragten wiederum nicht nachvollzogen werden: Sie schätzen die Arbeitsteilung nicht nur deutlich häufiger als gleich verteilt ein, sondern bewerten diese auch deutlich positiver.

Befragt wurden 1.067 Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren in Deutschland, die das Internet nutzen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  1. Ungleiche Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung:
    Nur 3 Prozent der befragten Männer geben an, sich überwiegend selbst um die Betreuung der Kinder zu kümmern. Bei den Frauen sind es hingegen 64 Prozent. Auch für die Betreuung des Homeschoolings während der Schulschließungen nehmen sich Männer mit 2,7 Stunden pro Tag weniger Zeit als Frauen mit 3,1 Stunden.
  2. Große Unterschiede hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse:
    Obwohl die Anteile berufstätiger Männer (92 Prozent) und Frauen (81 Prozent) unter den befragten Eltern vergleichbar sind, zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse. Während von den Vätern 85 Prozent in Vollzeit angestellt sind, ist dies bei den Müttern nur in 26 Prozent der Fall. Fast die Hälfte (46 Prozent) der berufstätigen Mütter arbeitet in Teilzeit.
  3. Kein Zusammenhang zwischen Beschäftigungsverhältnis und Arbeitsteilung:
    Frauen übernehmen unabhängig von ihrem eigenen Beschäftigungsverhältnis sowie von dem Beschäftigungsverhältnis ihres Partners die Kinderbetreuung überwiegend selbst. Während 38 Prozent der Vollzeit arbeitenden Frauen die Kinderbetreuung überwiegend selbst übernehmen, ist dies bei nur 2 Prozent der vollzeitbeschäftigten Männer der Fall. Arbeiten beide Eltern in Vollzeit im Home Office, ist der Zusammenhang noch deutlicher: 43 Prozent der in dieser Konstellation arbeitenden Mütter und 0 Prozent der Väter geben an, die Kinderbetreuung überwiegend selbst zu übernehmen.
  4. Unterschiedliche Wahrnehmung der Arbeitsteilung:
    Trotz der ungleichen Anteile von Müttern und Vätern bei der Kinderbetreuung wird die Aufteilung der Betreuung grundsätzlich positiv bewertet. Männer bewerten die Arbeitsteilung allerdings nicht nur deutlich häufiger (86 Prozent) als gut oder sehr gut als es bei Frauen der Fall ist (60 Prozent) – sie schätzen die Arbeitsteilung mit ihrer Partnerin auch fast doppelt so häufig (57 Prozent) wie Frauen (35 Prozent) als gleichverteilt ein.

Weitere Studien zur Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung in der Krise:

  • Policy Brief: Die Corona-Krise trifft Frauen doppelt: Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung im April 2020 kam zu dem Ergenis, dass 27 Prozent der Mütter und 16 Prozent der Väter von Kindern unter 14 Jahren ihre Arbeitszeit für die Kinderbetreuung während der Schulschließungen reduzierte. Besonders stark war dieser Effekt bei Haushalten mit kleinen oder mittleren Einkommen.
  • Mehr Hausarbeit und Kinderbetreuung – Frauen tragen die Last: Laut einer Befragung vom Tagesspiegel gaben 65,8 Prozent der Frauen an, dass sie selbst den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen, aber nur 9 Prozent der Männer. Gleichzeitig nehmen 45 Prozent der Männer wahr, dass die Kinderbetreuung gleichverteilt sei, nur 29 Prozent der Frauen teilten diese Meinung.
  • Corona verschärft Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau: Nach Angaben des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschungen haben 20% der Mütter ihre Erwerbsarbeitsstunden für die Kinderbetreuung verkürzt. Insgesamt hat die Arbeits- und Lebenszufriedenheit der Frauen, auch aufgrund der Mehrbelastung durch die Kinderbetreuung, abgenommen.
  • Allensbach-Studie zum Umgang mit Corona-Herausforderungen: Eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegebene Befragung von Eltern mit betreuungsbedürftigen Kindern ergab, dass sich bei 59 Prozent der Eltern die Aufteilung der Kinderbetreuung in der Coronakrise nicht verändert hat. Während 21 Prozent angaben, sie sei ungleicher geworden, sagt ein fast ebenso großer Anteil (20 Prozent) die Aufteilung der Kinderbetreuung wurde partnerschaftlicher während des Lockdowns.
  • Die Mannheimer Corona-Studie – Schwerpunktbericht zu Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung: Die Mannheimer Corona-Studie zeigt, dass in mehr als der Hälfte (52 Prozent) der befragten Haushalte die Kinderbetreuung allein von der Frau übernommen wurde, in 24 Prozent der Fälle vom Mann. In ebenso vielen Fällen teilen sich Eltern die Kinderbetreuung. Der Anteil der gemeinsam betreuenden Eltern nimmt mit steigendem Einkommen zu, allerdings nur seitens der Männer.
  • Kind sein in Zeiten von Corona: Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts zeigt, dass Mütter (88 Prozent) mehr Zeit mit der Kinderbetreuung in Zeiten von Corona verbrachten als Väter (75 Prozent). Jedoch gaben mit 77 Prozent Väter seltener als Mütter (85 Prozent) an, dass die Zeit der Kinderbetreuung durch die Mutter zugenommen hätte. 81 Prozent der Väter haben den Eindruck, dass sie selbst mehr Zeit mit der Kinderbetreuung verbringen, bei den Müttern sind es 68 Prozent.
  • Corona-Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter – Erwerbstätige Eltern sollten entlastet werden: Erhebungen des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) im Juni 2020, ergaben, dass Frauen sich während der Corona Krise im Schnitt 7,5 Stunden um die Kinderbetreuung kümmerten, bei Männern waren es 4 Stunden. Vor der Krise kümmerten sich Frauen im Durschnitt 5,2 Stunden – Männer 1,9 Stunden um die Kinderbetreuung. Sind beide Elternteile vollzeiterwerbstätig, so verbrachten Frauen 3,7 Stunden und Männer 2,5 Stunden mit der Betreuung der Kinder.

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