Die Krise als Brennglas?
Eine Elternbefragung der Vodafone Stiftung während der Schulschließungen hat unter anderem gezeigt, dass der Familienalltag in Zeiten der Schulschließungen von alten Rollenmustern geprägt ist: Frauen übernehmen in der Krisenzeit den Großteil der Betreuung schulpflichtiger Kinder – und das unabhängig von ihrem eigenen oder dem Beschäftigungsverhältnis ihres Partners. Ein Bewusstsein für die ungleiche Aufteilung der Kinderbetreuung kann bei männlichen Befragten wiederum nicht nachvollzogen werden: Sie schätzen die Arbeitsteilung nicht nur deutlich häufiger als gleich verteilt ein, sondern bewerten diese auch deutlich positiver.
Befragt wurden 1.067 Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren in Deutschland, die das Internet nutzen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Ungleiche Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung:
Nur 3 Prozent der befragten Männer geben an, sich überwiegend selbst um die Betreuung der Kinder zu kümmern. Bei den Frauen sind es hingegen 64 Prozent. Auch für die Betreuung des Homeschoolings während der Schulschließungen nehmen sich Männer mit 2,7 Stunden pro Tag weniger Zeit als Frauen mit 3,1 Stunden. - Große Unterschiede hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse:
Obwohl die Anteile berufstätiger Männer (92 Prozent) und Frauen (81 Prozent) unter den befragten Eltern vergleichbar sind, zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse. Während von den Vätern 85 Prozent in Vollzeit angestellt sind, ist dies bei den Müttern nur in 26 Prozent der Fall. Fast die Hälfte (46 Prozent) der berufstätigen Mütter arbeitet in Teilzeit. - Kein Zusammenhang zwischen Beschäftigungsverhältnis und Arbeitsteilung:
Frauen übernehmen unabhängig von ihrem eigenen Beschäftigungsverhältnis sowie von dem Beschäftigungsverhältnis ihres Partners die Kinderbetreuung überwiegend selbst. Während 38 Prozent der Vollzeit arbeitenden Frauen die Kinderbetreuung überwiegend selbst übernehmen, ist dies bei nur 2 Prozent der vollzeitbeschäftigten Männer der Fall. Arbeiten beide Eltern in Vollzeit im Home Office, ist der Zusammenhang noch deutlicher: 43 Prozent der in dieser Konstellation arbeitenden Mütter und 0 Prozent der Väter geben an, die Kinderbetreuung überwiegend selbst zu übernehmen. - Unterschiedliche Wahrnehmung der Arbeitsteilung:
Trotz der ungleichen Anteile von Müttern und Vätern bei der Kinderbetreuung wird die Aufteilung der Betreuung grundsätzlich positiv bewertet. Männer bewerten die Arbeitsteilung allerdings nicht nur deutlich häufiger (86 Prozent) als gut oder sehr gut als es bei Frauen der Fall ist (60 Prozent) – sie schätzen die Arbeitsteilung mit ihrer Partnerin auch fast doppelt so häufig (57 Prozent) wie Frauen (35 Prozent) als gleichverteilt ein.