17. Februar 2023

»Es hilft meistens, zu fragen: Wie würdest du dich fühlen?«

Emma wohnt mit ihren Eltern, drei Brüdern und vielen Tieren im Stadtwald von Eschweiler. Sie hat hellblonde Haare, kann Taekwondo und trägt eine Brille, weil sie eine Sehbehinderung hat. Im Spielzimmer von Emma und ihren Geschwistern setzen wir uns an einen großen Tisch. Emma bietet mir Wasser an und einen Teller mit Obstschnitzen und Gummibärchen. Durch das Fenster können wir ihre fünf Wachteln beobachten, die dort in einem Gehege wohnen.

EMMA (10) aus Eschweiler in Nordrhein-Westfalen
im Gespräch mit EVA SCHULZ

Eva Schulz ist Journalistin, Moderatorin und Podcasterin. Mit ihrem Politik-Format Deutschland3000 ist sie bei Facebook und Instagram zu Hause.

EVA SCHULZ Ihr wohnt im Wald von Eschweiler. Was gefällt dir denn hier im Wald so gut?

EMMA Hier sind Tiere, hier ist frische Luft. In der Stadt tun mir die Augen weh, da ist viel zu viel los. Wenn man mich in die Stadt setzen würde, dann würde ich mich nicht zurechtfinden. Im Wald habe ich keine Angst. Da weiß ich, wie man sich zurechtfindet.

Wenn du mich jetzt in den Wald setzen würdest, was müsste ich denn beachten, damit ich mich zurechtfinde?

Es gibt nur bestimmte Wurzeln, die man essen kann. Pflück Beeren, die auf Hüfthöhe wachsen. Und wenn du Tiere auf dich zukommen siehst, dann stell dich wie ein Baum hin, dann finden die dich uninteressant. Die schnuppern an dir – und weg.

Gibt es gefährliche Tiere bei euch im Wald?

Es gibt keine Giftschlangen in diesem Wald, aber wir haben hier ganz viele Ringelnattern. Einmal, das war voll lustig: Mama geht in den Keller und dann lag da eine Ringelnatter und Mama schreit.

Hast du auch geschrien?

Nö, ich habe die angefasst und rausgetragen.

Worüber regst du dich so richtig auf?

Wenn die Jungs Tiere falsch behandeln oder die Natur falsch behandeln. Heute Morgen auf dem Schulweg, da war eine Schnecke mit Haus. Und fünf, sechs Meter weiter war ein Fahrradfahrer, der konnte die ja nicht sehen. Mein Bruder Emil sagt dann so: »Ist doch nur eine Schnecke.« Und ich nehme die am Haus und setze die auf Seite. Dann habe ich ihm gesagt: »Stell dir mal vor, du wärst die Schnecke und dich hätte jemand überfahren, weil man sagt, ist nur eine Schnecke. Wie hättest du dich gefühlt?«

»Tiere werden in Deutschland als Gegenstände behandelt. Wir könnten mehr Respekt vor ihnen haben.«

Emma

Ihr habt selbst viele Tiere.

Ja. Unser Hund Amor war erst ein Pflegehund. Den hat keiner genommen, weil der drei Beine hatte.

Dann haben wir ihn behalten. Das hast du ja schon gesehen, dass er drei Beine hat, oder?

Nee, ist mir gar nicht aufgefallen!

Der ist gestern so schnell mit mir gelaufen, der hat mich fast gezogen. Da habe ich mir gedacht: Geht der mit mir oder gehe ich mit dem? Ich habe auch 20 Euro von meinem Taschengeld mit bezahlt, dass wir den behalten.

Stark. Wie kriegen wir hin, dass mehr Menschen bewusst wird, dass man Tiere respektieren muss?

Kinder werden allzu oft selbst nicht wahrgenommen oder übersehen. Das macht sie zu hervorragenden Beobachtern. Kinder sind unvoreingenommen und können gerade deshalb die Dinge in großer Klarheit auf den Punkt bringen. Und nicht zuletzt sind sie die, die am längsten in der Welt klarkommen müssen, die wir Erwachsenen gerade prägen.

Eva Schulz

Emma Watson, die bei Harry Potter Hermine spielt, hat schon vor Politikern gesprochen. Oder man macht es wie die Fridays for Future.

Hast du verfolgt, was Fridays for Future machen? Gefällt dir das?

Ja, weil die für die Umwelt sind. Mit meinem Bruder habe ich überlegt, auch mal eine Protestaktion zu machen. Für die Umwelt und für Tiere. Den Ort habe ich mir auch schon ausgedacht, die Bäckerei hier gegenüber vom Kindergarten. Das würde ich sonntags machen, da kommen immer viele Leute vorbei. Ich gehe einfach los und frage. Aber mein Bruder hat keine Lust mehr.

Welche Superkraft hättest du gerne?

Bäume in Sekundenschnelle wachsen zu lassen oder Pflanzen oder Tiere einfach zu verdoppeln, um die vorm Aussterben zu retten.

Und schnell Bäume wachsen lassen ist natürlich auch sehr gut, weil das sonst so lange dauert, richtig?

Ja, das dauert Jahre, bis die groß geworden sind. Und wir könnten nicht leben ohne die Pflanzen.

Wofür brauchen wir die Pflanzen?

Die wandeln CO2-Gase in Sauerstoff um. Und Sauerstoff ist für uns Menschen sehr wichtig. Außerdem gibt es zu viel CO2. Davon kommt der Klimawandel.

Das heißt, die Pflanzen sind eigentlich unsere beste Versicherung gegen den Klimawandel?

Ja. Und weniger Autofahren.

Ich wohne im Gegenteil zu dir in so einer Riesen-Stadt – in Berlin.

Oh, Hilfe!

Das ist mir auch manchmal zu groß.

Hast du schon das Brandenburger Tor gesehen?

Ja, klar.

Wow.

Das vollständige Interview mit EMMA lesen Sie hier ab Seite 112/113.

Credit
Paula Winkler

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