27. Januar 2023

»Ich bin froh, dass wir hierher gezogen sind«

Livans Familie stammt aus Syrien. Sie ist 2015 mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland gekommen – nach Datteln, in die Stadt, in der ich geboren wurde. Wir treffen uns bei ihr zu Hause. Livan ist anfangs verhalten und schüchtern, was ich sehr gut verstehen kann. Da sitzt eine wildfremde Frau und stellt Fragen, zudem hört die Direktorin ihrer Grundschule zu – und auch die Mama sowie die Geschwister mischen mit. In der Ecke stehen zwei Käfige, in denen es raschelt.

LIVAN (10) aus Datteln in Nordrhein-Westfalen
im Gespräch mit DUNJA HAYALI

Dunja Hayali ist Fernsehjournalistin und moderiert unter
anderem das aktuelle sportstudio und das ZDF-Morgenmagazin.

LIVAN Das sind meine Kanarienvögel. Die eine hat Eier gelegt und sitzt auf ihren Eiern. Die anderen sind Jungs.

DUNJA HAYALI Livan, du bist ja auf meiner alten Grundschule. Hast du ein Lieblingsfach?

Ja. Mathe und Sport.

Machst du selbst Sport?

Ja, ich spiele Basketball. Auch im Verein.

Die Mutter kommt herein. Auch der Bruder sagt kurz darauf Hallo.

Hier geht es zu wie im Taubenschlag.

Ihr seid ja drei Geschwister. Das ist sicher nicht schlecht. Aber während Corona, wie war das für euch? War die Zeit okay für dich?

Wir mussten uns zu dritt einen Laptop teilen. Die Hausaufgaben waren auch ganz schwer von Deutsch.

MUTTER Ich musste die ganze Zeit arbeiten und dann direkt nach Arbeit mit Livan am Tisch die ganze Zeit Aufgaben machen.

LIVAN Ich war die ganze Zeit nur mit meinen Schulaufgaben beschäftigt.

Dann warst du viel mit deinen Geschwistern zusammen. War das okay oder flogen hier auch mal die Fetzen?

Beides.

SCHWESTER Die Aufgaben wurden uns ja nicht erklärt, wir hatten ja keine Schule. Wir mussten das alles alleine machen und verstehen. Das war wirklich sehr schwer, das allein hinzubekommen.

Das glaube ich. Das war für ganz viele echt eine schwierige Zeit. Was hat dir am meisten gefehlt?

LIVAN Meine Freunde.

Was macht ihr so, wenn ihr euch trefft?

Wir spielen draußen, fahren Fahrrad und sind oft bei einer Freundin, Pia, die wohnt auf dem Campingplatz und hat Ponys und Ziegen. Wir gehen auch oft aufs Trampolin. Und zu einer anderen Freundin, Luisa, gehe ich ganz oft. Die wohnt auf dem Bauernhof und dort zeigt sie mir ganz viele Tricks an der Turnstange.

Und während Corona, als es keine Schule gab, wart ihr hauptsächlich zu Hause?

Ja, außer wenn wir Essen und Lebensmittel gebraucht haben. Dann sind meine Eltern einkaufen gegangen.

War das eine doofe Zeit für dich oder ging das, weil du auch zwei Geschwister hast?

Das war sehr doof, weil ich nicht so oft rauskonnte. Sonst bin ich immer ganz oft draußen, ich verabrede mich ganz viel mit meinen Freunden, gehe ganz oft zum Spielplatz.

Kinder haben eine andere Perspektive, mit der sie die Dinge manchmal klarer sehen als wir Erwachsene. Ich bin beeindruckt von dem positiven Blick auf die Welt, auch davon könnten wir Erwachsenen uns oft eine Scheibe abschneiden.

Dunja Hayali

Zu welchem Spielplatz gehst du?

Der ist bei der Realschule. Dort kann man Inliner fahren, dann gibt es dort noch ein Klettergerüst. Und dort kann man auch halt eben Fahrrad fahren, weil dort so eine Strecke für Roller und Fahrrad ist.

Und wenn du dir was wünschen dürftest, was wäre das? Was fehlt?

Ein Basketballkorb. Und in der Schule gibt es ja Fußballfelder, aber da spielen meistens nur die Jungs. Ich würde mischen, aber die Jungs passen nie den Mädchen zu. Und die beachten die Mädchen auch gar nicht. Als wären die gar nicht da.

Das war früher leider auch schon so. Aber man kann es ja trotzdem versuchen, zu ändern. Erzähl mal, was gefällt dir denn an Datteln? Abgesehen vom Bauernhof bei deiner Freundin und dem Trampolin?

Ich finde es ganz toll überall. Die Leute hier sind sehr nett. Ich finde hier die Schulen auch ganz gut.

Ich wünsche mir,
dass alle sich hier
wohlfühlen. Ein
Zuhause haben.

Livan

Kamst du am Anfang auch ohne Sprache zurecht?

Ja. Also, ich konnte ja nicht reden, aber es haben sehr viele Kinder mit mir geredet und dann habe ich mir die Wörter eben gemerkt.

Bist du ein kleines Sprachgenie?

Ja, geht. Ich wollte letztens auch versuchen, Türkisch zu lernen. Ich möchte auch noch andere Sprachen lernen, Spanisch zum Beispiel. Ich mag den Akzent.

Wie alt warst du, als ihr aus Syrien hier ankamt?

Ich war vier. Oder drei.

Das vollständige Interviw mit LIVAN lesen Sie hier ab Seite 66/67.

Credit
Jennifer Fey

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