19. März 2021

Learning Report: Gemeinsam Lernen aus #WirvsVirus – Krisen lösen braucht nachhaltige Unterstützung

  • Ein Jahr nach dem #WirvsVirus-Hackathon und pünktlich zum Start des neuen UpdateDeutschland-Hackathons stellen Hertie School und Vodafone Stiftung erste Ergebnisse ihrer Begleitforschung und Empfehlungen für zukünftige Projekte vor
  • Die Untersuchung zeigt: Für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten sind vor allem langfristige Investitionen, der Aufbau eines sozialen Innovationsökosystems sowie die Förderung von Lernprozessen in den Teams der Entwickler:innen entscheidend
  • Dem Potenzial der Open Social Innovation Methode stehen aber häufig noch etablierte Strukturen, z.B. in der Verwaltung, im Wege

Berlin. Open Social Innovation-Projekte wie der #WirvsVirus-Hackathon und das anschließende sechsmonatige Umsetzungsprogramm bieten großes Potenzial, schnell auf komplexe gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Pandemie, zu reagieren. Allerdings erfordern sie langfristige Unterstützung und den Aufbau eines nachhaltigen sozialen Innovationsökosytems, um funktionsfähige und in der Breite wirksame Lösungen nach sich zu ziehen. Über die entwickelten Lösungen hinaus fördern Open Social Innovation-Projekte das zivile Engagement sowie die Kooperation zwischen staatlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren und bieten damit einen gesellschaftlichen Mehrwert.

Zu diesem Ergebnis kommen Johanna Mair, Hertie School Professorin für Organisation, Strategie und Leadership, und Thomas Gegenhuber, Juniorprofessor für Digitale Transformation an der Leuphana Universität Lüneburg, die den #WirvsVirus-Hackathon und das anschließende Umsetzungsprogramm ein Jahr begleitend untersucht und die Ergebnisse in einem Learning Report veröffentlicht haben. Die Forschung wurde durch die Vodafone Stiftung Deutschland gefördert.

Ziel von Open Social Innovation-Projekten generell ist es neue Produkte, Dienstleistungen und Praktiken zu entwickeln, um Probleme in der Gesellschaft anzugehen. Die Methode setzt auf einen offenen Aufruf an alle Bereiche der Gesellschaft (Zivilgesellschaft, öffentlicher Sektor, Privatsektor), sich an diesem Prozess zu beteiligen. Der #WirvsVirus-Hackathon entstand als Reaktion auf die sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und wurde von einem Konsortium aus zivilgesellschaftlichen Organisationen ins Leben gerufen. Der Hackathon und das anschließende Umsetzungsprogramm wurden von der Bundesregierung gefördert.

Der Learning Report zeigt das Potenzial der Open Social Innovation Methode für schnell umsetzbare Lösungen. #WirvsVirus Projekte, wie der Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit, trug beispielsweise zur Verbesserung der Gesundheitsämter-Software SORMAS für das Corona-Management bei. Das kreative, schöpferische Potenzial der Bürger:innen zu mobilisieren kann darüber hinaus die Reaktionsgeschwindigkeit der öffentlichen Verwaltung erhöhen. Zum Beispiel UDO, ein Chatbot zur Beantragung von Kurzarbeit wurde von der Bundesagentur für Arbeit bereits zwei Wochen nach dem Hackathon auf deren Webseite integriert. Andererseits stehen etablierte Strukturen z.B. in der Verwaltung oder bei Wohlfahrtsverbänden einer breiteren Wirkung von Ideen aus Open Social Innovation Projekten in Deutschland oft noch im Wege.

Um Projekte im Rahmen offener gesellschaftlicher Innovation erfolgreich organisieren und umsetzen zu können, sind langfristige Investitionen und der Aufbau eines sozialen Innovationsökosystems laut Mair und Gegenhuber ebenso wichtig, wie die Förderung von Lernprozessen in den Teams der Entwickler:innen.

„Soziale Innovation ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, so Mair. Sie weist darauf hin, dass ein Großteil der Verantwortung für die Nachhaltigkeit solcher Projekte in der Politik liegt. „Nur ein langfristiges Engagement wird die beabsichtigte Wirkung erzielen,“ ergänzt Gegenhuber.

STATEMENT

Der #WirvsVirus Hackathon hat enormes Engagement und Kreativität im Umgang mit den Herausforderungen der Pandemie freigesetzt. Langfristig braucht es neue Strukturen und Wege, wie Bürger:innen, Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf komplexe gesellschaftliche Herausforderungen reagieren. Nur wenn wir aus dem vergangen Hackathon lernen, kann das Vertrauen in zukünftige Formate wie das UpdateDeutschland gestärkt und die Selbstwirksamkeit von Bürger:innen in einer so entscheidenden Zeit gefördert werden.

Inger Paus
Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung

Der Learning Report erscheint zum einjährigen Jubiläum des #WirvsVirus-Hackathons und anlässlich des nächsten vom Bundeskanzleramt unterstützten Hackathons, UpdateDeutschland, der vom 19. bis 21. März 2021 stattfinden wird.

Johanna Mair und Thomas Gegenhuber sprechen über ihre Forschung in diesen kurzen Erklärvideos.

Methodik

Seit dem Start des Hackathons begleiten Prof. Johanna Mair (Hertie School und Stanford University), Thomas Gegenhuber (Leuphana Universität und JKU Linz), René Lührsen und Laura Thäter (wissenschaftliche Mitarbeiter:innen) den #WirvsVirus Hackathon und das Umsetzungsprogramm. Ziel ist es zu erforschen, welche Lehren aus diesem Experiment für künftige Initiativen gezogen werden können.

Die Datenerhebung besteht aus 200+ semi-strukturierten Interviews mit allen Interessensgruppen (Teams, Organisator:innen, Pat:innen und Unterstützer:innen, sowie politische und zivilgesellschaftliche Akteure), Dokumentenanalyse (z.B. Analyse von Medienartikeln) sowie teilnehmende Beobachtungen (circa 650 Stunden Begleitung in „Echtzeit“, wie z.B. Teilnahme an Community-Calls). Darüber hinaus wird am Ende des Umsetzungsprogramms ein Workshop mit ausgewählten Teams organisiert, bei dem gemeinsam die Innovationsreise der einzelnen Projekte reflektiert wird. Die Analysen basieren auf den empirischen Daten, die im Zeitraum eines knappen Jahres – von März 2020 bis Februar 2021 – gesammelt wurden. Die Analysemethoden und -werkzeuge, sowie die Modelle, die Anwendung finden und weiterentwickelt werden, sind inspiriert von zahlreichen Vordenker:innen (s. Literaturliste).

Die ersten Ergebnisse aus dieser Forschungsphase sind der vorliegende Learning Report und der bereits veröffentlichte Policy Brief. Diese Ergebnisse ergänzen die Abschlussberichte der Organisator:innen. Das Forschungsprojekt wird vom Bundeskanzleramt befürwortet und der Learning Report von der Vodafone Stiftung gefördert.

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