12. September 2023
Studie der Vodafone Stiftung: Silke Müller im Interview zu „Sicherheit im Netz“
Im Rahmen der Studienveröffentlichung „Auf dem Weg zu digitaler Resilienz?“ der Vodafone Stiftung hat sich Silke Müller in einem Interview zum Thema „Sicherheit im Netz“ geäußert, das in der Studie behandelt wird.
Berlin/Düsseldorf. 12. September 2023. Silke Müller ist eine der prominentesten Schulleiterinnen Deutschlands und seit 2021 erste Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen.
Ihr Buch „Wir verlieren unsere Kinder“ steht in den Bestsellerlisten. Im Interview mit der Vodafone Stiftung erklärt sie, warum es an ihrer Schule Social-Media-Sprechstunden gibt, wie man Kindern im „Haifischbecken der sozialen Netzwerke“ das Schwimmen beibringt und warum Eltern das Smartphone nicht wie das Tagebuch ihres Kindes behandeln sollten.
Sie berichtet von ihren eigenen Erfahrungen als Schulleiterin und welche Maßnahmen und Angebote im Bereich Digitaler Bildung sich an ihrer Schule bewährt haben. Des Weiteren ist ihr die gesellschaftliche Zusammenarbeit wichtig, sodass auch außerschulische Institutionen einen Beitrag leisten. Zudem geht sie auf die Rolle der Eltern im Umgang mit digitalen Medien ein, denen eine wichtige Rolle zukommt, die oft noch unterschätzt wird.
Auszüge aus dem Interview mit Silke Müller und der Vodafone Stiftung
Silke Müller berichtet, wie außerschulische Institutionen ihrer Meinung nach einen Beitrag zur „Sicherheit im Netz“ leisten können:
„Alle Institutionen müssen sich darüber klar werden, dass in der frühkindlichen Erziehung Meilensteine eines gesellschaftlichen Umgangs miteinander gesetzt werden. Wenn also von außerhalb Unterstützungsangebote wie Videokampagnen gegen toxische Schönheitsideale oder Hatespeech direkt an die Schulen weitergeleitet werden würden und automatisch auf vorgenannter bundesweiter Plattform zur Verfügung stünde, wäre das großartig.“
Die Schulleiterin spricht sich dafür aus, dass der Unterricht an deutschen Schulen einen stärkeren Fokus auf das Lehren von Medienkompetenzen setzen soll:
„Die Stundentafeln müssen dringend entfrachtet werden, damit mehr Zeit für den Aufbau von Medienkompetenz bleibt. Hier muss ein neuer und intensiver Fokus in den Bereichen IT-Kompetenzen, Grundverständnis für KI und vor allem für digitale Ethik liegen. Schule bildet diesen Fokus nicht ab, ebenso wenig die Lehramtsausbildung. Es geht eben nicht nur um eine digitale Transformation im Sinne einer neuen Methodik und Didaktik, sondern es geht um nicht weniger als die Frage der Haltung.“
Es braucht ein ganzes Dorf, ein Kind großzuziehen, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Hier braucht es eine ganze Gesellschaft, um Kinder im Haifischbecken der sozialen Netzwerke zu beschützen.
Silke Müller, Schulleiterin
Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen
Wie auch in ihrem veröffentlichten Buch, möchte sie Eltern animieren, sich mit dem Onlineverhalten des eigenen Kindes auseinanderzusetzen und sie dabei zu unterstützen:
„Einerseits sollten natürlich alle technischen Möglichkeiten wie Filtertechnologien, Familienfreigaben, gesteuerte Bildschirmzeiten etc. angewandt werden. Hier wäre es wünschenswert, dass Smartphone-Hersteller sich selbst verpflichten, beim Kauf eines Gerätes automatisch ein Tutorial zur Verfügung zu stellen, um diese Einstellungen unkompliziert vorzunehmen. Gleichzeitig ist aber das Bewusstsein wichtig, dass a) alle Einschränkungen gerne unterwandert werden und b) es ausreicht, wenn nur ein Kind im Freundeskreis einen völlig unbeschränkten Zugang zum Netz hat. Dann werden eben hierüber Inhalte konsumiert. Viel wichtiger sind klare Regeln, die man von Beginn an festlegt, wenn das Smartphone in die Kinderhände übergeben wird. Beispielsweise sollte jedem bewusst sein, dass ein Smartphone im Kindesalter keine Privatsphäre wie ein Tagebuch hat. Daraus resultieren z. B. Regeln wie das gemeinsame Aufräumen der Fotogalerie an einem gemeinsam gewählten Tag in der Woche, vielleicht gemeinsame Chathygiene. Auch hier sollte Kindern verdeutlicht werden, dass Messengerdienste online sind und damit eigene Texte sehr schnell außerhalb der vermeintlich vertraulichen Kommunikation mittels Screenshots etc. verbreitet werden können.“
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die digitale Welt aktiv zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen. Wir müssen neue Technologien verstehen, Veränderungen kritisch hinterfragen und gemeinsam kreative Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts schaffen. Deshalb denkt die Vodafone Stiftung Bildung für die digitale Gesellschaft neu. Gemeinsam mit Vorreiter:innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft forschen wir, engagieren uns in gesellschaftspolitischen Debatten und entwickeln innovative Bildungsangebote. www.vodafone-stiftung.de
Die Stiftung ist Teil eines Bündnisses von über 120 Organisationen und Institutionen, die in einem gemeinsamen Appell den Bundeskanzler und die Regierungschef:innen der Länder aufrufen, mit einem Nationalen Bildungsgipfel einen grundlegenden Reformprozess im Bildungswesen einzuleiten. Die Initiative nutzt den Hashtag #NeustartBildungJetzt, der Appell und die Liste der Unterstützer:innen sind unter www.neustart-bildung-jetzt.de zu finden.
Credit
Carolin Windel