9. Dezember 2020

Studie zu Desinformation in der Coronakrise: Mehr junge Menschen regelmäßig mit Falschnachrichten konfrontiert

  • 76 Prozent der 14- bis 24-Jährigen begegnen mindestens einmal pro Woche Falsch-nachrichten – ein Anstieg von 50 Prozent innerhalb von zwei Jahren
  • Gleichzeitig fühlt sich ein Drittel (34 Prozent) nicht kompetent im Umgang mit Fake News und Verschwörungserzählungen
  • Die große Mehrheit Jugendlicher und junger Erwachsener (85 Prozent) fordert, das Thema Desinformation verpflichtend in den Lehrplan an Schulen aufzunehmen

Berlin/Düsseldorf. Von fragwürdigen Tipps zum Gesundheitsschutz über Verharmlosungen der Auswirkungen des Virus bis hin zu wilden Verschwörungserzählungen: Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland begegnen in der Coronakrise Falschnachrichten. Drei Viertel (76 Prozent) der 14- bis 24-Jährigen werden mindestens einmal pro Woche mit Falschnachrichten online oder in den sozialen Medien konfrontiert – das sind 50 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Zudem hat sich die Zahl derjenigen, die mehrmals täglich auf Falschnachrichten stoßen seit dem letzten Jahr fast verdoppelt (21 Prozent ggü. 12 Prozent). Um Falschnachrichten kompetenter zu begegnen, fordert die große Mehrheit Jugendlicher und junger Erwachsener (85 Prozent), das Thema Desinformation verpflichtend in den Lehrplan an Schulen aufzunehmen. Das sind die Ergebnisse einer Befragung 14- bis 24-Jähriger zum Umgang mit Desinformation im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland.

Desinformation kaum Thema im Schulunterricht
Während die Verbreitung von Falschnachrichten im Rahmen der Corona-Pandemie deutlich zunimmt, wächst die Kompetenz im Umgang mit Desinformation hingegen nur langsam: Immerhin ein Drittel (34 Prozent) der jungen Menschen traut sich nicht zu, Falschnachrichten als solche zu erkennen. Unter denen mit formal niedrigem Bildungshintergrund sind es 39 Prozent – 10 Prozent mehr als bei jungen Menschen mit einem formal hohen Bildungshintergrund (29 Prozent). Bildungseinrichtungen erfüllen ihre Aufgabe hier insgesamt unzureichend: Nur bei 30 Prozent der jungen Menschen in Deutschland sind Falschnachrichten ein Thema für den Unterricht.

Junge Menschen sehen Demokratie gefährdet
„Das Coronavirus gibt es nicht“. Oder: „Bill Gates hat es erfunden“. Die meisten jungen Menschen haben bereits gängige Falschaussagen oder Verschwörungserzählungen in Zusammenhang mit der Pandemie wahrgenommen. 64 Prozent der jungen Menschen geben an, dass es ihnen bei Nachrichten zum Covid 19-Virus schwerer fällt als bei anderen Themen, glaubwürdige von unglaubwürdigen Informationen zu unterscheiden.

Desinformation ist aus Sicht junger Menschen zudem nicht nur ein Online-Phänomen, sondern auch Thema für klassische Medien und politische Akteur:innen: Während die Mehrheit Falschnachrichten erwartungsgemäß mit dem Internet (75 Prozent) oder betrügerischen Absichten (73 Prozent) in Zusammenhang bringt, denkt immerhin die Hälfte bei Desinformation auch an klassische Medien, wie Radio, Fernsehen oder Zeitungen (45 Prozent), oder bestimmte Politiker:innen oder Parteien (54 Prozent). Die große Mehrheit der Jugend (81 Prozent) sieht in der Verbreitung von Falschnachrichten daher auch eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland.

STATEMENT

„Seit Beginn der Corona-Pandemie findet der Lebensalltag junger Menschen noch mehr als bisher im digitalen Raum statt. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren versäumt, junge Menschen ausreichend im Umgang mit der digitaler Desinformation zu stärken“, so Inger Paus, Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung. „Dabei ist unter jungen Menschen in Deutschland längst Konsens, dass Medieninformationskompetenz genauso auf die Lehrpläne der Schulen gehört wie Deutsch und Mathematik. Wir sollten auf die Jugend hören – und die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen für Lehrkräfte zügig vorantreiben.“

Inger Paus
Vorsitzende der Geschäftsführung der Vodafone Stiftung

Methodik

Die Erhebung wurde vom Befragungsinstitut Infratest dimap Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung mbH durchgeführt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten deutschsprachige junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren in Privathaushalten in Deutschland, die das Internet nutzen. Die Erhebung wurde vom 11. Bis zum 28. September 2020 durchgeführt und als Online-Erhebung (Computer Assisted Web Interviewing = CAWI) angelegt. Insgesamt nahmen 2.064 junge Menschen an der Studie teil.

Über die Initiatorin Vodafone Stiftung Deutschland

Die digitale Welt aktiv zu gestalten, erfordert neue Kompetenzen. Wir müssen neue Technologien verstehen, Veränderungen kritisch hinterfragen und gemeinsam kreative Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts schaffen. Deshalb denkt die Vodafone Stiftung Bildung für die digitale Gesellschaft neu. Gemeinsam mit Vorreitern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft forscht die Vodafone Stiftung, engagiert sich in gesellschaftspolitischen Debatten und entwickelt innovative Bildungsangebote. www.vodafone-stiftung.de

Über die Initiative Klickwinkel
Die Initiative „Klickwinkel – Weite Deinen digitalen Blick“ der Vodafone Stiftung setzt sich für die Förderung einer offenen und vielfältigen Meinungsbildung im Internet ein. Schulen und Lehrkräfte unterstützt Klickwinkel konkret durch die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen zum Thema Desinformation. In einem bundesweiten Wettbewerb werden Schüler:innen dazu ermutigt, eigene, faktenbasierte Beiträge zu produzieren. Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen. Kooperationspartner:innen sind zudem die HAW Hamburg, Teach First Deutschland und ZEIT für die Schule. www.klickwinkel.de

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