11. März 2014

Schüler richtig motivieren

Von: Nathalie Spencer, Jonathan Rowsonand Louise Bamfield

Ein Kooperationsprojekt der Royal Society of Arts (RSA) und der Vodafone Stiftung Deutschland.

Der Lern-Erfolg eines Schülers hängt unter anderem von drei Faktoren ab: dem eigenen Selbstbild des Schülers, eingefahrenen Denkmustern und dem Lern-Umfeld. Wie diese durch einfache, oft sogar kostenfrei umsetzbare Anregungen positiv beeinflusst werden können, zeigt die Studie Schüler richtig motivieren.

Das Selbstbild der Schüler durch das richtige Feedback verbessern
Das Selbstbild eines Kindes hat deutliche Auswirkungen auf seinen schulischen Erfolg, kann jedoch durch die richtige Art des Feedbacks verbessert werden. Schüler haben es demnach beim Lernen schwerer, wenn sie das Bild im Kopf haben, dass ihre geistigen Fähigkeiten von vornherein festgefügt sind. Sie können dagegen besser lernen und leichter mit Rückschlägen umgehen, wenn sie davon überzeugt sind, dass ihre geistigen Leistungen – ähnlich wie beim Sport – durch Übung verbessert werden können. Deshalb sollten Lehrer und Eltern genau dieses Selbstbild bei den Schülern fördern. Sie sollten sie nicht für ein bestimmtes Ergebnis oder gar ihre Klugheit loben, sondern dafür, wie sehr sie sich angestrengt haben. Dies kann bei den Schülern die Überzeugung fördern: Geistige Fähigkeiten sind keine unveränderbaren Eigenschaften, sondern es kommt stark auf den Fleiß an.

Eingefahrene Denkmuster immer wieder bewusst machen
Die meisten Menschen glauben, dass sie wohlüberlegt und unvoreingenommen urteilen, doch die Verhaltensforschung zeigt, dass sie in ihrem Denken zu Verzerrungen neigen. Sie neigen beispielsweise dazu, nach Informationen zu suchen, die ihre bestehenden Überzeugungen stützen und Informationen, die sie zuerst erhalten haben, überzubewerten. Solche Verzerrungen können den Lern-Erfolg beeinflussen. Lehrer können dem entgegenwirken, indem sie beispielsweise immer wieder mit den Schülern ihre Denkmuster reflektieren und sie für das Berücksichtigen von Gegenargumenten loben. Es gibt aber auch ein menschliches Denkmuster, das man sich möglicherweise zunutze machen kann, um Schüler zu besseren Leistungen anzuregen. Die meisten von uns ärgern sich nämlich mehr, wenn sie eine Sache verlieren, als sie sich freuen, wenn sie die gleiche Sache gewinnen. Dies wird in der Wissenschaft als Verlust-Aversion bezeichnet und ist bereits im Schulwesen erprobt worden. Bei Tests fielen die Ergebnisse besser aus, wenn die Schüler vorher eine Belohnung bekamen, die sie nur bei einer guten Prüfungsleistung behalten durften, als wenn sie sich dieselbe Belohnung durch eine gute Prüfungsleistung erst verdienen mussten. Dabei muss die Belohnung nicht finanzieller Natur sein. Vielmehr sollten Lehrer und Bildungspolitiker einmal ganz offen prüfen, ob sich diese Erkenntnis im Anreizsystem in der Schule einsetzen lässt.

Das Lern-Umfeld anregend gestalten
Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst kleine Reize aus dem direkten Lern-Umfeld große Leistungssteigerungen bewirken können: wenn der Lehrer die Schüler vor einem Test eine Eins oben auf ihren Antwortbogen schreiben lässt oder sie unbewusst mit bestimmten Schlüsselwörtern konfrontiert, die für Intelligenz stehen, kann dies ihre Prüfungsergebnisse verbessern. Aber auch die Gestaltung des Schulgebäudes und des Schulgeländes spielen eine große Rolle. Jede Art von Bäumen, Grünflächen oder auch schon Zimmer-pflanzen beispielsweise können die geistige Erholung fördern und das Aggressionspotenzial senken. Dagegen sollten sichtbare Anzeichen von Armut oder Verwahrlosung so gut es geht vermieden werden, denn sie können die Impulsivität der Schüler steigern und ihre Leistungen negativ beeinflussen. Dies sollte eigentlich selbstverständlich sein, doch dass es hier scheinbar Nachhol-bedarf gibt, zeigt die aktuelle Situation in Berlin. Dort wird der Zustand in vielen Schulen inzwischen sogar schon als unhygienisch bezeichnet, so dass sich bereits eine Eltern-Initiative dagegen bildet. Aber auch die Kinder, deren Eltern sich nicht so effektiv organisieren können, sollten in einer sauberen und anregenden Schule lernen dürfen.

 

Über die RSA

Die RSA (Royal Society for the encouragement of Arts, Manufactures and Commerce) ist eine 1754 im Zuge der Aufklärung in London gegründete Organisation, die innovative praktische Lösungen für die sozialen Herausforderungen von heute sucht. Durch ihre Ideen, ihre Forschung und ihre 27,000 Fellows in 101 Ländern will die RSA menschliche Fähigkeiten verstehen und weiterentwickeln, um die Kluft zwischen der heutigen Realität und den Hoff-nungen der Menschen auf eine bessere Welt zu überbrücken. RSA Animate, die animierten Vorlesungen auf Youtube, wurden weltweit bisher mehr als 60 Millionen Mal angesehen. Zum Forschungszentrum der RSA gehören u.a. das RSA Social Brain Centre und RSA Education. Das RSA Social Brain Centre befasst sich mit drei zentralen Aspekten der menschlichen Natur: Gewohnheiten, Entscheidungen und Aufmerksamkeit. Unter Nutzung neuester Erkennt-nisse in den Neurowissenschaften, der Verhaltensökonomie und der Psychologie berät das Social Brain Centre Politik auf nationaler Ebene und unter-stützt die Weiterentwicklung von institutioneller und individueller Praxis in den Bereichen Soziales, Umwelt und Bildung. RSA Education will allen Lernenden zu ihrem vollen Potenzial verhelfe, und befasst sich mit Themen wie curricularer Innovation sowie der Förderung der Demokratie und sozialer Gerechtigkeit in der Bildung. Neben Projekten in diesen Bereichen unterstützt die RSA auch die ,RSA Family of Academies’, eine Gruppe öffentlicher Schulen, die Ansätze guter Praxis teilen. www.thersa.org

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