25. November 2014

Schule, und dann?

Herausforderungen bei der Berufsorientierung von Schülern in Deutschland

Eine Befragung des Institut für Demoskopie Allensbach. Mit einem Kommentar von Klaus Hurrelmann.

Nur gut die Hälfte der Schüler in Deutschland (56 Prozent) fühlt sich ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert. Von denen, die Informationsdefizite beklagen, geben 54 Prozent an, nicht zu wissen, welche Berufe gute Zukunftsaussichten bieten. Gleichzeitig rangiert die Zukunftsbranche des IT- und Computersektors auf dem letzten Platz der von Schülern benannten Traumberufe.

Schüler an Sekundarschulen und Gymnasien gleichermaßen schlecht informiert
Informationsdefizite zur Ausbildungs- und Berufsorientierung sind ein Problem für viele Schüler in Deutschland. Von denjenigen, die sich unzureichend informiert fühlen, gibt mehr als die Hälfte der Sekundarschüler an, dass ihnen ganz grundlegende Informationen dazu fehlen, welche Ausbildungswege es überhaupt gibt, während fast zwei Drittel der Gymnasiasten sagen, dass sie zu wenig über bestimmte Studiengänge zu wissen.

Angebote der Bundesagentur für Arbeit werden kaum genutzt
Besonders auffällig ist, dass die umfassenden Angebote der Agentur für Arbeit von Schülern kaum genutzt werden. Lediglich 25 Prozent der Schüler haben sich bisher dort informiert. Wiederum für nur rund ein Drittel von diesen war dies hilfreich (32 Prozent). Ebenso skeptisch werden Internetangebote beurteilt. Nur gut ein Drittel derer, die sich online informierten, fanden dort gute Informationsangebote (36 Prozent).

Schüler suchen praxisnahe Informationen und wünschen sich Brücken-Rolle der Schulen
Schüler legen Wert auf praxisnahe Informationen: Praktika und Gespräche mit Berufstätigen aus dem angestrebten Berufsfeld wurden von der überwiegenden Mehrheit (75 bzw. 63 Prozent) als die hilfreichsten Informationsquellen angegeben. Mehr als die Hälfte empfand zudem Informationstage und -angebote von Unternehmen als hilfreich (53 bzw. 52 Prozent). Von den Schülern, die sich mehr Unterstützung bei der Berufsorientierung wünschen, sehen die überwiegende Mehrheit ihre Schule als zentralen Bezugsort für weitere Informationen. Die Koordinierung zwischen Schulen, Unternehmen und den zuständigen Behörden gilt es also weiter zu verstärken.

Gerade Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern wollen mehr Unterstützung
Auch bei der Berufsorientierung zeigt sich die enge Verknüpfung von sozialer Herkunft und Bildungs- und Zukunftschancen in Deutschland. Denn obgleich fast die Hälfte der Schüler, unabhängig von der besuchten Schulart, angibt, dass ihnen die Berufswahl schwer fällt (46 Prozent), und die Berufsorientierung damit eine grundsätzliche Herausforderung für junge Menschen darstellt, wünschen sich doppelt so viele Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern (31 Prozent) ein Mehr an Unterstützung bei der Ausbildungs- und Berufsorientierung als Kinder aus Akademikerhaushalten (16 Prozent).

Eltern spielen eine zentrale Rolle bei der Ausbildungs- und Berufsorientierung
Die spiegelbildliche Befragung von Schülern und Eltern demonstriert die zentrale Rolle, die Eltern bei der Ausbildungs- und Berufsorientierung spielen. Knapp zwei Drittel der Eltern (61 Prozent) empfinden es als selbstverständlich, sich bei der Berufsorientierung ihrer Kinder einzubringen. 75 Prozent der Schüler wün-schen sich die Unterstützung ihres Vaters, 85 Prozent die Hilfe der Mutter. Wie wichtig die elterliche Unter-stützung ist, zeigt sich daran, dass sich diejenigen Schüler, die von ihren Eltern intensiv unterstützt werden, besser über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten informiert fühlen, ihnen die Berufswahl leichter fällt und sie häufiger konkrete Vorstellungen darüber haben, was sie beruflich machen möchten.

Über die Studie:

Stichprobe: 528 Interviews mit Schülern der letzten 3 Klassen an allgemeinbildenden weiterführenden Schulen (Klassen 8–10 an Schulen ohne gymnasiale Oberstufe; Klassen 10 –12 an G-8-Gymnasien; Klassen 11–13 an G9-Gymnasien bzw. integrierten Gesamtschulen). Sowie 483 Interviews mit Eltern, deren (ältestes) Schulkind eine der letzten 3 Klassen an einer allgemeinbildenden weiterführenden Schule besucht.
Art der Befragung: mündlich-persönliche Interviews (face-to-face)
Zeitraum der Befragung: September 2014
Methodische Gesamtverantwortung und Durchführung: Institut für Demoskopie Allensbach

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