Was Eltern wollen
Eltern suchen Orientierung – und zwar bei Lehrern
Allensbach-Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung zeigt hohen Beratungsbedarf von Eltern bei Erziehung und Bildung // Lehrerinnen und Lehrer genießen höchstes Vertrauen // Eltern wünschen sich mehr Informationsangebote an Schulen
Die Bildung und Erziehung ihrer Kinder ist eine große Herausforderung für viele Eltern, insbesondere diejenigen aus sozial benachteiligten Verhältnissen. Über die Hälfte der sozial benachteiligten Eltern fühlt sich unsicher, wie sie ihre Kinder am besten in der Schule unterstützen können (54 Prozent). Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den sozial besser gestellten Müttern und Vätern (24 Prozent). All dies scheint sich auch auf die Kinder auszuwirken. So finden nur gut 40 Prozent der sozial benachteiligten Eltern, dass ihr Kind in der Schule gut zurecht kommt, während es bei den sozial besser gestellten Eltern über 70 Prozent sind. Außerdem beobachten sozial benachteiligte Eltern deutlich seltener, dass ihr Kind motiviert ist, viele Freunde hat und zahlreichen Hobbies nachgeht. Dementsprechend beklagen diese Eltern doppelt so häufig, dass es nur unzureichende Informationsangebote zu Bildung und Erziehung gibt. Dies ergab eine Umfrage unter Eltern von Schulkindern, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland durchgeführt hat.
„Alle Eltern wollen ihren Kindern so viel Rückenwind wie möglich auf ihrem Lebensweg geben, aber manche Eltern suchen hierfür stärkere Unterstützung. Deshalb“, so Dr. Mark Speich von der Vodafone Stiftung, „wollten wir von den Eltern erfahren, wie die Familien- und Bildungspolitik sie besser erreichen kann. Darauf bekamen wir eine klare Antwort: über die Lehrer.“
Die überwiegende Mehrheit aller Eltern (70 Prozent) setzt bei Fragen zu Erziehung und Bildung auf die Lehrer. Über alle sozialen Schichten hinweg, genießen sie das größte Vertrauen. Die meisten Eltern, die sich an Lehrerinnen und Lehrer wenden, finden, dass sie dort auch gute Ratschläge be-kommen (64 Prozent). Viele Eltern wenden sich zwar auch an andere Eltern (69 Prozent), aber die Zufriedenheit mit deren Ratschlägen ist deutlich geringer (47 Prozent). Informationsangebote zu Bildung und Erziehung im Internet spielen lediglich eine untergeordnete Rolle. Nur wenige Eltern nutzen spezielle Foren und Blogs (14 Prozent), Ratgeberseiten (9 Prozent) oder Soziale Netzwerke (3 Prozent).
Dementsprechend wünscht sich die große Mehrheit der Eltern einen Ausbau der Informationsange-bote an den Schulen. Dies gilt nicht nur für die sozial benachteiligten (71 Prozent), sondern auch für die sozial besser gestellten Eltern (58 Prozent). „Schulen und Lehrer dürfen mit dieser Aufgabe aber nicht allein gelassen werden“, so Professor Sabine Walper vom Deutschen Jugendinstitut, die die Umfrage wissenschaftlich begleitet hat. „Es bedarf“, so Walper weiter, „einer Koordination familien- und bildungspolitischer Initiativen, um die Zusammenarbeit von Elternhaus und Schulen weiter zu fördern.“
Stimmen zu den Ergebnissen der Elternumfrage – aus Politik und Schule:
Monika Bachmann, Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder und
Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes:
In dieser Studie wird auch herausgearbeitet, dass es nach wie vor deutliche Unterschiede im Wissen und Finden des richtigen Ansprechpartners zwischen Familien aus mittleren und höheren Schichten und den schwächeren sozialen Schichten gibt. Es bleibt eine gesamtgesellschaftliche und politische Aufgabe, Eltern bei ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag zu begleiten und noch besser zu unter-stützen.
Dr. Fiona Brunk, Gründerin und Geschäftsführerin von Quinoa – Bildung für hervorragende Lebens-perspektiven gUG
Für den Erfolg von Schule ist die Zusammenarbeit mit den Familien von großer Bedeutung. Damit die Familienarbeit gelingen kann, braucht das Schulpersonal in erster Linie Zeit. Von der Politik wünschen wir uns deshalb vor allem mehr Mittel für die Sozialarbeit und eine Entlastung der Lehrer in organisatorischen Fragen, so dass Kapazitäten für die Familienarbeit frei werden.
Über die Studie:
Stichprobe: 1.126 Eltern von Schulkindern, die eine allgemeinbildende Schule besuchen
Art der Befragung: mündlich-persönliche Interviews (face-to-face)
Zeitraum der Befragung: September 2014
Methodische Gesamtverantwortung und Durchführung: Institut für Demoskopie Allensbach